„Der Jahrgang 2011 wird ein ganz großer“

Ein saarländisches Weingut hat sich in den letzten Jahren im nationalen Vergleich prächtig entwickelt: Petgen-Dahm. Es sahnte jede Menge Preise ab. Mit dem  2010er Riesling Ayler Kupp hat Ralf Petgen  für seine Vinifizierung höchste Anerkennung  erhalten. Exquisite Spezialitäten des  Hauses sind auch die spritzigen und  gehaltvollen Burgunderweine. Sie gedeihen  auf den schweren Kalkmuschelböden der  saarländischen Obermosel.

Im Saarland, an der Obermosel, gibt es eine, kleine und überschaubare Gemeinde an Winzern. Es sind rund 15 Weinbaubetriebe, die an diesem Teil der Mosel vor allem Burgunderreben und ein paar andere Weine anbauen. Dieses Gebiet ist auch kein typisches Rieslinggebiet. Das liegt am Boden. Für große und weltbekannte Rieslinge stehen die Mittelmosel und die Terrassenmosel mit ihren Schieferlagen. Die Winzer im Saarland machen in der Mehrzahl aber ordentliche Weine. Einige wenige machen auch gute Weine. Wenn Sie sich einmal einen Überblick verschaffen wollen, empfehle ich Ihnen den „Prüftag“, der immer an einem Märzwochenende freitags in den Räumen der Saarbrücker Zeitung und einen Tag später in Perl stattfindet. Dort können Sie sämtliche Weine des neuen Jahrgangs, die im Saarland vergoren wurden, probieren. Oft fand ich da eine Rebe, wie etwa Gewürztraminer, Chardonnay oder Grauer Burgunder, die mich zum Kauf animierten. Weltberühmte Weine stammen von der Saar, die Betriebe liegen in Rheinland-Pfalz. Dies ist der Grund, warum darüber im Saarland weniger gesprochen wird. Das ist vor allem eine politische Entscheidung, aber für Politik bin ich nicht zuständig. Bei mir zählt Qualität. Ein saarländisches Weingut hat sich in den letzten Jahren auch im nationalen Vergleich prächtig entwickelt: Petgen-Dahm. Es sahnte in den letzten Monaten jede Menge Preise ab.

Edles Tröpfchen: der Riesling-Eiswein Perler Hasenberg aus dem Jahrgang 2010.
Edles Tröpfchen: der Riesling-Eiswein Perler Hasenberg aus dem Jahrgang 2010.

Im Doppelnamen Petgen-Dahm haben sich zwei Familien zusammengefunden, die beide seit Jahrhunderten dem Weinbau im Grenzdreieck Deutschland-Frankreich-Luxemburg verbunden sind. Die Familie Petgen stammt vermutlich aus den südlichen Gefilden der Schweiz und hat sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in Perl-Nennig niedergelassen. Am Anfang als Verwalter (Hofmann) dem Adelsgeschlecht von Schloss Berg gegenüber weisungsgebunden, besaßen die Petgens durch unerlässlichen Fleiß und kaufmännisches Geschick schon bald Eigentum an Schloss Berg und den umliegenden Ländereien der Unterburg. Diese stellte einst eine hochherrschaftliche Schlossanlage dar und ist heute noch als Wehrturm und Ruine mit aufwendigem Renaissanceportal erhalten. In diesem Teil der Burg teilten sie sich ihr Eigentum zusammen mit den Familien de Lassaulx und de Musiel. Die Ruine befindet sich heute im Eigentum der Victor‘s-Gruppe.

Die Familie Dahm stammt aus dem Saarburger Raum und besaß einen landwirtschaftlichen Betrieb in Körrig bei Saarburg, darüber hinaus seit dem 19. Jahrhundert ein Weingut in Wiltingen von fünf Hektar Größe mit den berühmten Lagen „Wiltinger Braunfels“ und „Wiltinger Scharzhofberg“.

Den Träumereien seines Großvaters folgend, der diese Weinberge bestellt hatte, und die Einschätzung teilte, dass guter Riesling nur an den Schieferlagen der Saar und Mosel wachsen kann, hat Ralf Petgen sich wieder auf die Terroirlagen der Saar zurückbesonnen. Mit dem Zukauf von vier Eigentumsparzellen in der Steillage der weltberühmten „Ayler Kupp“, zuletzt 45-jährige alte Reben vom renommierten Sekthaus Hausen-Mabillon, hat sich der familiäre Kreis geschlossen, und Ralf Petgen hat sich seinen Traum erfüllt, Spitzenriesling aus Terroirlagen zu produzieren.

Mit dem 2010er Riesling Ayler Kupp, der bei der großen Jahrgangsverkostung des Fachmagazins Weinwelt unter die besten restsüßen Moselrieslinge gewählt wurde, hat Ralf Petgen für seine Vinifizierung höchste Anerkennung erhalten.

Das Weingut Petgen-Dahm gehört mit 15 Hektar Rebfläche zu den renommierten Betrieben an der Mosel. Seit dem 17. Jahrhundert betreibt die Familie Weinbau im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg.

Exquisite Spezialitäten des Hauses Petgen-Dahm sind die spritzigen und gehaltvollen Burgunderweine. Sie gedeihen auf den schweren Kalkmuschelböden der saarländischen Obermosel. Dazu kommen die Saarrieslinge. Somit ist Ralf Petgen der einzige „saarländische Saar-Winzer“. Sehr erfolgreich ist das Haus auch in der Sektproduktion. Auf einer Teilfläche des Betriebes wird Elbling nach EG-Bionorm angebaut. Der Betrieb ist in der Umstrukturierung, naturnah ist die Devise für die Zukunft. Das Weingut Ollinger-Gelz hat es vorgemacht. Die naturnahe Bewirtschaftung der Rebfläche ist für Ralf Petgen oberstes Gebot der Stunde. Die hervorragende Qualität der Weine wurde durch insgesamt acht Große Staatsehrenpreise des Saarlandes und weitere fünf Staatsehrenpreise bestätigt. Ich fuhr nach Sehndorf in die Winzerstraße 6, um mir vor Ort alles nochmals anzuschauen. Brigitte und Ralf Petgen betreiben ein Weingut allererster Güte. In den letzten Jahren haben sie kräftig dazugekauft, in Keller, Grund und Boden investiert, um sich den Anforderungen der Zukunft zu stellen. Neue Stahltanks für die Weißen, Eichenfässer für die Roten. Bei der Verkostung der unterschiedlichen Weine das einhellige Urteil: „Das sind ganz herausragende Weine.“ Vom Sekt bis zum 2008er Merlot im Barrique gereift, vom Weißen Burgunder 2009, Fass Nr. 1 bis zum Eiswein, so was bekommt man nicht alle Tage. Wir fahren mit dem sympathischen Winzerehepaar zum berühmtesten saarländischen Weinberg, dem Perler Hasenberg. Brigitte Petgen berichtet mir: „Heute wurde uns von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz als bisher erstem und einzigen Betrieb im saarländischen Teil des Anbaugebiets Mosel die Auszeichnung ,Haus der prämierten Weine‘ verliehen.“ Mit Auszeichnungen kennt sich Petgen-Dahm aus. Als einziges Weingut im Saarland trägt es den Beinamen Ökonomierat für besondere Verdienste um das Land. Im November 2009 wurde dem Weingut Ökonomierat Petgen-Dahm der Große Staatsehrenpreis für besondere Leistungen im Weinbau verliehen. Das war bereits der achte Große Staatsehrenpreis für das Sehndorfer Weingut. Damit steht das Haus Petgen-Dahm in der Geschichte der seit 1983 stattfindenden saarländischen Weinprämierung unangefochten an der Spitze.

Ich stelle fest: „Das hört ja gar nicht mehr auf: Ihr habt bei der Berlin-Trophy bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, selbst eure drei Sekte wurden alle ausgezeichnet. Und allein für den Jahrgang 2010 waren es zehn Goldmedaillen.“ Sie lächelt. Ralf Petgen öffnet eine Flasche Eiswein und sagt: „Der Jahrgang 2011 wird ein ganz großer. Jetzt heißt es nur noch hoffen und beten, dass der Dezember sehr kalt wird. Bei minus zehn Grad hätten wir in diesem Jahr einen herausragenden Eiswein.“ Er schenkt aus und ich füge hinzu: „Hier einen so tollen Wein zu trinken, ist schon etwas Besonderes. Hier ist Europa, wir blicken auf Frankreich und Luxemburg, da steht noch ein alter Grenzstein von 1890. Prost, macht weiter so!“